Skulpturen und Objekte
1984 beginnt das Experiment mit der zunehmenden Erweiterung von traditionellen Collagetechniken und deren Überführung in assoziative Materialcollagen. Es entstehen rätselhafte
Raumbilder aus Holz und Pappe, schrille Objektkästen und Reliefs mit in die Ästhetik hinübergeretteten Alltagsresten – found art. Auf diese Weise sind auch mythisch anmutende Wandobjekte
realisiert worden, die das Volumen von Musikkörpern zitieren und den Charakter von Instrumenten aufleben lassen.
Gleichzeitig war aber auch der Wunsch vorhanden, so genannte Spontanskulpturen aus Holz und Draht zu entwickeln, gewissermaßen eine zügige Aquarelltechnik ins Haptische zu transformieren - und
das Rohe häufig mit Pigmenten „gefasst“ zu haben, ohne bloß koloriert zu sein. Dabei werden mehr oder minder unbearbeitete Holzteile als passend-unpassende Versatzstücke spontan zusammengefügt,
bemalt und verschraubt – geschnitzt wird nicht! Auf diese Weise generiert sich grundsätzlich Figurales wie von selbst als privater Minimal-Kommentar zur mächtigen und historisch belasteten
Großskulptur, indem „flache“ Strukturprinzipien aus Bildern eine dreidimensionale Metamorphose und Transformation erfahren – zwischen intimer Kleinskulptur und lebensgroßen Totems ( basic
sculpture).
Atavistische Wächterfiguren, auch in den Tafelbildern ein häufiges Thema, bevölkern nun in schrägem Pathos den Raum. Nicht selten erinnern sie durch ihren reduzierten Bauklötzchenkubismus an
ethnologische Fundstücke oder die Poesie von Kinderkunst und "art brut" – gebrochen allerdings durch die Ironie von trivialen Beigaben, nämlich Schnüren, Metallstäben, Ketten, Nägeln, Haken,
Maschinenteilen, Gerätschaften, Computerschrott, Drähten …
Dass einige polemische Objekte sich scheinbar dem sakralen Kultgege nstand oder seiner Blasphemie nähern, liegt nicht selten an der obsoleten Fundsituation, haben doch
etwa kaputte Christuskreuze einen morbid metaphysischen Reiz und bieten jenseits des Friedhofs eine durchaus poetische Herausforderung.
Alle diese Skulpturen und Objekte ( Hommagen an Comic-Figuren, dekonstruierte Dekorstücke, Parallelwelten zu Heiligenstatuetten, globalisierte Laren und Fetische) sind letztendlich der zum Objekt
gewordene 3D-Hohn auf den öffentlichen Raum, seine medial intendierten Bedeutungshöfe und die krakenhaften Hochtechnologien.
Die glasierten und bemalten Ton- und Keramikfiguren (seit 2009 im Studio von Hanne- Mi Sauge, Zakynthos) greifen noch einmal den Arche-Typus der steinzeitlichen und vorzivilisatorischen
Venusfiguren und Idole auf, gewissermaßen zeitlose Bonsai-Objekte, die den uralten Ball der Nippes-Idee aufs Neue zurückspielen und auch das Chariten-Projekt
miteinbeziehen.