Schweikhardts Malerei bewegt sich parallel zu seinen literarischen Arbeiten und widmet sich ergänzend all jenem, das sich nicht sagen, sondern nur zeigen lässt. In dieser medialen Abschweifung werden sich daher kaum literarische Inhalte oder gar Illustrationen finden. Die Autonomie dieser in der sinnlichen Differenz beheimateten Malerei besteht in der ästhetischen Rückbezüglichkeit und wirft wie nebenbei eine informelle Schule des Sehens ab. Gerade in der malerischen Philosophie des „Palimpsestes“ werden die überlagerten Bildschichten, die fragilen Übermalungen und periphären Durchdringungen zu Zeugen des raumzeitlichen Ineinanders und der visuellen Entzifferung.

Die Körperbilder der „Refigurationen“ permutieren in zahlreichen Werkgruppen vielfältige  Leibschemata, die sich unter dem Einfluß unterschiedlicher Materialien und Maltechniken  zwischen kompakter Konkretion und lyrischer Abstraktion, assoziativer Verdichtung und abstrahierender Auflösung, archaischer Statik und kraftvoller Dynamik Ausdruck geben. Ausladende Gebärden, aber auch reduzierte Torsi und verschlungene Leiber erzählen geradezu anatomische Kürzelgeschichten einer unorthodoxen Erotik.


In den Landschaftsbildern finden Reiseeindrücke und Erinnerungen ihren Niederschlag – sie suchen nach den Genre-Typologien von Berg und Ebene, Himmel und Erde, Nähe und Ferne, den Wasserphänomenen und den Lichtkonstellationen. So sind noch immer aus den Errungenschaften von Romantik, Impressionismus und Expression Konsequenzen zu ziehen, begleitet von Sehnsüchten und dem Glück des Wandels. Häufig dienen die „landscapes“ aber lediglich als Anregung für freie Kompositionen, die sich im Bereich von Ähnlichkeiten bewegen: wie eine Landschaft, wie ein Seestück, wie eine Stimmungsstudie …

Die freien Kompositionen entstehen spontan als „Ungegenständliches“ und suchen im Malvorgang selbst die Eigenüberraschung. Sie sind noch am ehesten mit musikalischen Vorgängen zu vergleichen, ein intensives Spiel zwischen Farbfeldern, Liniengerüsten und emotionalen Schwunggesten. Ein in Spannung ausgewogener Tanz zwischen Konzept und Ungeplantem.

Die Serie der „Köpfe“ widmet sich dem Versuch, aus dem standardisierten Topos des individuellen Porträts allgemeinere Gesichtsbilder zu entwickeln und die speziellen Charakteristika in eine freie Formgebung des physiognomischen Eindrucks zu übersetzen. In Zeiten der Fotografie und des alltäglichen „Kopfsalats“ von Printmedien, herrscht hier ein regelrechtes Köpferollen, eine große Schädelverabschiedung …